Nathan der Weise im Köln, Theater im Bauturm
Wenn man die katastrophale politische Situation in Syrien reflektiert, sich die Dauerfeinschaft Israel/Palästina vor Augen führt und weitere Kriegsherde der Gegenwart bilanziert, mag man geneigt sein zu fordern, Lessings Nathan der Weise müsse ein Pflichtstück für Theater sein. Und in der Tat behauptet sich das dramatische Gedicht Lessings unter den Klassikern hartnäckig, denn seine moralischen "Predigten" über Liebe und Toleranz hat die Welt offenkundig bitter nötig. Die häufige Zwangslektüre in vergangenen Schuljahren wirft offensichtlich keinen Schatten auf das aktuelle Theaterleben. Der berühmteste Nathan-Darsteller der Nachkriegszeit war Ernst Deutsch. Ohne das Charisma dieses Schauspielers beschneiden zu wollen: mit seinem Kanzelei-Ton wäre Lessing heute nicht mehr zu vermitteln, mögen sich ältere Theaterfreunde (wie der Autor dieser Zeilen) an der wortprägnanten Rhetorik vergangener Generationen grundsätzlich noch zu delektieren, wie sie beispielsweise auch die vor kurzem verstorbene Maria Becker beherrschte.
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Ist Lessings " Nathan der Weise" überhaupt noch aktuell? Ein Drama, was im Deutschunterricht der Oberstufe gelesen werdensollte? Mit dieser Frage setzt sich der GK Deutsch von Frau Haussels am Ende der Unterrichtsreihe auseinander. Die Antworten lesen sie hier:
Rezension – Lessings Nathan der Weise 1(1) Herunterladen
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Bis sich am Ende alles in Wohlgefallen auflösen wird. Das Regieduo begegnet Lessings Klassiker poppig und wild. Sie lassen, ihre nur drei Schauspieler*innen sich einen wilden Rollenwechsel liefern, während die berühmte Ringparabel zur Primetime-Show degradiert wird, in der drei Ringe, drei Spieler*innen und drei Religionen um Aufmerksamkeit buhlen. Und welches ist jetzt die*der wahre …?
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In einer zweiten zentralen Szene sitzen sich Martin Reinke und Margot Gödrös bei einem Gläschen Rotwein gegenüber. Kurz vorher hat die Gouvernante Daja (Kretschmann in einer Doppelrolle) dem Tempelherrn gesteckt, Recha sei nicht Nathans Tochter, und in ihrem frommen Furor hat sie den hübschen Jungen buchstäblich vergewaltigt. Nun also Reinke in der roten Kardinalsrobe als Patriarch. Mit seiner schneidenden, leicht heiseren Stimme hat er eben dekretiert: "Tut nichts, der Jude wird verbrannt. " Und am anderen Ende der Tischpalette Gödrös, der beflügelte Engel. Reinke, am Rotwein nippend, gibt nun den Extremhedonisten à la Marquis de Sade, das perfekte Verbrechen sei der Königsweg zur Emanzipation, da es nun einmal keinen Gott gebe, dürfe man sich eben nur nicht erwischen lassen. Und Gödrös, auf einer etwas anderen Diskursebene, stellt melancholisch fest: Was heute am entschiedensten den Glauben fordere, sei: das Geld. Woher auch immer diese Zitate stammen: Bachmanns Inszenierung unternimmt den waghalsigen, auf jeden Fall anregenden Versuch, den kanonischen Text auf die Höhe heutiger Konflikte zu führen, die ja kaum weniger virulent sind als Lessings Debatten aus der Zeit der mittelalterlichen Kreuzzüge.
Der moralischen Quintessenz des Dramas bleibt die Regisseurin ohnehin stets auf der Spur. So behält etwa Nathans Bekenntnis "Und doch ist Gott" seine ganze schicksalhafte Schwere. Eine wunderbar bewältigte Gratwanderung der Inszenierung. Die vier Darsteller (mit großer Ausstrahlung Charles Ripley, Lara Pietjou, Evelyn Tzortzakis, Makke Schneider) schlüpfen in verschiedene Rollen und treten aus diesen immer wieder auch heraus. Ostentatives Spiel ins Publikum hinein führt gleichfalls zu reizvollen theatralischen Brechungen. Das Verfahren ähnelt jenem von Der Verschollene im "Keller-Theater" (Rezension hier), nur dass sich dort die Mittel verselbstständigen und dabei den Autor aus den Augen verlieren. Die Nathan -Ausstattung Cordula Körbers befördert die Leichtigkeit der Inszenierung. Der Boden ist mit goldenen Staniolschnipseln bedeckt: ein sehr dekorativer Einfall, aber auch von symbolischer Kraft, wenn beispielsweise Blätter in die Ring-Parabel einbezogen werden. In mittiger Höhe befinden sich auf den Brandmauern Papierbespannungen, auf denen die komplizierte Familiengeschichte des Stücks in lockerer Weise wie mit Kinderhand aufgezeichnet wird.
Liebes Publikum,
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" Der Hauptmann von
Köpenick" ein deutsches M ärchen von Carl Zuckmayer
Regie: Volker Lippmann
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