Am 22. Oktober 2020 ist der Schriftsteller Guntram Vesper gestorben. Seine Frau Heidrun Vesper und viele seiner Schrifsteller-Freunde trauern um ihn. In einer Anzeige in der Frankfurter Zeitung haben sie das Vermächtnis von Guntram Vesper mit seinem Gedicht an alle Schreibenden als Nachlass weitergegeben:
An einen Freund
Setz dich. Schreib auf
dies und das
alles ist wichtig. Morgen könnte
die Schrift abgeschafft sein
sie zittert schon.
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Guntram Vesper: An Einen Freund &Ndash; Autorenhaus.De
Guntram Vesper 2008
Guntram Vesper (* 28. Mai 1941 in Frohburg, Sachsen) ist ein deutscher Schriftsteller. Leben
Guntram Vesper ist der Sohn eines Landarztes. Seine Vorfahren waren Bergleute und Schmiede im Freiberger und Altenburger Gebiet und im 19. Jahrhundert Fabrikspinner in der frühen sächsischen Textilindustrie an Zschopau und Zwickauer Mulde. Die Großväter waren Schmiedemeister und Tierarzt. Von 1947 bis 1955 besuchte er die Zentralschule in der westsächsischen Kleinstadt Frohburg und von 1955 bis 1957 die Oberschule in der nahegelegenen Kreisstadt Geithain. Seine ersten Schreibversuche machte er schon in der ersten Klasse ("Erstes und zweites Weltgedicht"), die erste Erzählung folgte 1952/1953, erste politische Gedichte schrieb er 1953 ( 17. Juni) und 1956 ( Ungarnaufstand). Im Spätherbst 1957 flüchtete die Familie aus Frohburg und ging über Westberlin in die Bundesrepublik. Von der Notunterkunft in Gießen aus begab sich der junge Vesper auf eigene Faust in ein Dorf im Vogelsberg und arbeitete erst auf einem Bauernhof und dann auf Baustellen und im hessischen Braunkohlebergbau.
Schullv
Eine dritte deutsche Literatur. Hamburg 1987
Günter Kunert: Mikrokosmos. Über Guntram Vespers Gedicht "Besuch in einer abgelegenen Druckerei". In: Günter Kunert: Lesarten. Gedichte der ZEIT. München 1987
Sibylle Cramer: Guntram Vesper. In: Kunisch, Wiesner, Cramer (Hrsg. ): Neues Handbuch der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. München 1987, 1990, 1993
Peter Rühmkorf: Guntram Vesper. In: Peter Rühmkorf: Dreizehn deutsche Dichter. Hamburg 1989
Heiko Postma: Guntram Vesper – Landschaften voller Katastrophen. In: Dirck Linck, Jürgen Peters (Hgb. ): Von Dichterfürsten und anderen Poeten. Hannover 1996
Stefan Neuhaus (Hrsg. ): Schöne Aussicht auf Gefahr. Vier Germanisten interpretieren Guntram Vespers Text. Mit Anmerkungen und Materialien. Hefte des Bamberger Germanistenclubs, Heft 3, Bamberg 1997
Klaus Schuhmann: Zwiefache Landnahme. Sonderteil Guntram Vesper. In: Muschelhaufen Nr. 44, Jahresschrift für Literatur und Grafik, Viersen 2004
Thomas Schaefer: Aus dem tiefen Innern des Landes.
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Vesper ist auch Zeichner, Büchersammler, Herausgeber und gelegentlich Kritiker. Er lebt in Göttingen. Schaffen
Guntram Vesper, der seit seiner Jugendzeit literarisch aktiv ist, ist als Verfasser von Gedichten, Erzählungen und Hörspielen hervorgetreten. In seinen frühen Werken steht das Thema der Heimatlosigkeit im Vordergrund; später entwickelt er sich zum bedeutenden Schilderer des Land- und Dorflebens, dem er auch historische Forschungen gewidmet hat. Allgemein hervorgehoben wird der in seinen Werken, bei aller elegischen Grundstimmung, vorherrschende sachliche, klare Stil. Mitgliedschaften
Guntram Vesper war von 1965 bis 1986 Mitglied des Verbands Deutscher Schriftsteller. Seit 1972 gehört er dem PEN -Zentrum der Bundesrepublik Deutschland an, seit 1985 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, seit 1990 der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und seit 1992 als Gründungsmitglied der Freien Akademie der Künste zu Leipzig. Auszeichnungen (Auswahl)
1970 Kurt-Magnus-Preis
1971 Preis Junge Dichtung Niedersachsen
1978 Villa-Massimo-Stipendium
1984 Förderpreis für Literatur der Berliner Akademie der Künste
1984 Märkisches Stipendium für Literatur
1985 Niedersachsenpreis und Peter-Huchel-Preis
1993 Stipendium Künstlerhaus Edenkoben
1997 Dresdner Stadtschreiber
2000/01 Stipendium Internationales Künstlerhaus Villa Concordia
2006 Dr. Manfred Jahrmarkt-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung
Werke
Fahrplan.
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Gedichte. Mit 4 Montagen von Bernd Otto Wallmann. Eremiten-Presse, Stierstadt im Taunus 1964
Je elementarer der Tod, desto höher die Geschwindigkeit. Auszüge aus Protokollen. Politische Flugschrift. Zusammen mit Ludwig Meidner und Wolf Peter Schnetz. München 1964
Gedichte. Gütersloh 1965
Kriegerdenkmal ganz hinten. München 1970
Nördlich der Liebe und südlich des Hasses. München (u. a. ) 1979
Die Illusion des Unglücks. ) 1980
Die Inseln im Landmeer. Pfaffenweiler 1982
Landeinwärts. Stuttgart 1984
Frohburg. Frankfurt am Main 1985
Laterna magica. Pfaffenweiler 1985
Poetische Perlen. Nördlingen 1985
Nordwestpassage. Steglitz. Berlin, West 1985
Der Schloßpark. Auf Hiddensee. Lohr am Main 1987
Dunkelkammer. Berlin-Kreuzberg 1989
Leuchtfeuer auf dem Festland. ) 1989
Ich hörte den Namen Jessenin. Frankfurt am Main 1990
Hölderlin in Tübingen. Warmbronn 1991
Ein Winter am Anfang. Frankfurt am Main 1991
Sächsisches Land. Freiburg i. Brsg. 1991
Birlibi und andere Gedichte. Weilheim i. OB 1992
Lichtversuche Dunkelkammer.
Mit zweiundzwanzig Jahren brachte Vesper seinen ersten Gedichtband in der legendären Eremiten-Presse von Victor Otto Stomps heraus, vier Jahre später las er auf der letzten großen Tagung der Gruppe 47. 1967 unternahm er eine Lesereise mit Wolf Peter Schnetz und dessen Junger Akademie in die CSSR des Prager Vorfrühlings. 1968 folgte eine Winterreise nach Moskau, Leningrad und Kiew. Seine Arbeitswohnung befand sich über lange Jahre in Steinheim am Vogelsberg, dem Geburtsort seiner Frau. 1986/87 hielt er Gastvorlesungen an der Universität-Gesamthochschule Essen, 1993/94 hatte er die Brüder-Grimm-Professur an der Universität Kassel. Neben den Büchern schrieb Vesper ca. fünfundzwanzig Hörspiele und Radioessays sowie Fernsehfilme, u. a. über Frohburg und die Landschaft der Kindheit. Weiter verfasste er Forschungsarbeiten zur Sozial- und Kriminalgeschichte des 19. Jahrhunderts, z. B. "Armutskriminalität im 19. Jahrhundert". Seine Werke wurden "Buch des Monats" der Darmstädter Jury, " Hörspiel des Monats " und erreichten zweimal Platz 1 der SWR-Bestenliste.