Biographien
Jeanne Mammen
(Gertrud Johanna Louise Mammen [Geburtsname])
geboren am 21. November 1890 in Berlin
gestorben am 22. April 1976 in Berlin
45. Todestag am 22. April 2021
Biografie
• Zitate
• Weblinks
• Literatur & Quellen
»Sorglose Kindheit und Jugend in Paris. Studium jäh unterbrochen durch Kriegsausbruch 1914, Flucht vor Internierung mit dem letzten Zug nach Holland. Ein halbes Jahr später Übersiedlung nach Berlin, mittellos. « So beginnt der von ihr verfasste »äußerliche Kurzbericht«. Ihr Vater war wohlhabender Kaufmann aus einer ostfriesischen Bürgerfamilie, ihre Mutter gebürtige Holländerin. 1895 zog die Familie mit vier Kindern nach Paris. Jeanne nutzte ihre Möglichkeiten als höhere Tochter, besuchte das Lycee Moliere und studierte Malerei in Paris, Brüssel und Rom. In der Berliner Anfangszeit (1916) nährte sie sich kümmerlich mit Fotoretusche, Kinoplakaten und Modezeichnungen. Ihre eigene Notlage schärfte den Blick und den »Strich«: die Menschen der Großstadt Berlin werden ihr Thema.
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Jeanne Mammen 1890 1976 Monographie Und Werkverzeichnis Online
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Description
1890 in Berlin geboren, wächst Jeanne Mammen in Paris auf. Die erste Phase ihres künstlerischen Schaffen läßt Einflüsse des belgischen Symbolismus erkennen. Doch schon jetzt erarbeitet sie sich den Figurenfundus, der ihre späteren Arbeiten prägt: Typen, Frauen zumeist, auf den Boulevards, auf dem Weg zur Arbeit, im cafe...
Ab 1915 lebt Jeanne Mammen in Berlin. Gegen Ende der zwanzinger Jahre erscheinen u. a. im 'Simplicissimus', im 'Ulk' und im 'Uhu' relistische Illustrationen, die geradezu pariserischen Charme vermitteln. Ihre Themen sind Beziehungen, zuwischen Mann und Frau im proletarischen Milieu ebenso wie unter Bourgeoisen, haüfig auch die Beziehungen von Frau zu Frau. Der Nationalsozialismus zwingt die Künstlerin in die innere Emigration. In den Nachkriegsjahren verstärkt sich bei ihr die Tendenz zur Abstraktion: Formen (Graphismen) und Farben erhalten auf ihren figurativen Gemälden immer mehr Eigenständigkeit. Ende der fünfziger Jahre stellt sie Stanniol- und Buntpapiercollagen gleichberechtigt neben die Farben.
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(... ) Was für Jeanne Mammens Bilder gilt, trifft auch auf diese plastischen Werke zu: Strenge und Herbheit des Aufbaus ist mit einer liebenswürdig verspielten Phantasie gepaart, und das Ergebnis ist reine, lyrische Poesie. Ein Leuchten entfaltet sich vor einem Grund von Schwermut. Zuweilen spielt auch ein Sinn für Komik mit hinein" (Eberhard Roters, Jeanne Mammen 1890-1976, Berlin 1978, S. 75ff). Zu einem weiteren Aspekt der inhaltlichen Interpretation "dieser 'Köpfe' trägt vielleicht eine Überlegung des Kunsthistorikers Hans Seckel bei. Angesichts der beiden Weltkriege und anderer Katastrophen vertrat er die Auffassung, das Bild des Menschen könne in der Kunst des 20. Jahrhunderts nur mehr in der Form des Clowns oder des Roboters wiedergegeben werden, wobei dem Clown die Elemente der Melancholie und der Unverbindlichkeit, dem Roboter Brutalität und maskenhafte Anonymität zuzuordnen sind. Jeanne Mammen hat beide 'Modelle' in ihren Plastiken dargestellt (... ) In einer Welt, die ihr zum zweiten Mal zerbrach, konnte Jeanne Mammen das Bild des Menschen nur noch maskenhaft, zur Fratze verzerrt, mit viel Zynismus, als leere Ruine und zerstört wie die Häuser nach den Bombennächten darstellen. "
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Zeichnend durchstreift sie Kneipen, Straßen, Cafés, Salons. Doch was sie am meisten künstlerisch fasziniert, ist die Frau. Die junge Naive, die Spießerin, die Intellektuelle, die lesbische Frau, die »Verruchte«... In skizzierten aquarellierten Momentaufnahmen, gekonnt, bissig-satirisch, erotisch, »cool«, hält sie sie fest. Höhepunkt ist eine Auftragsarbeit, Variationen zum Thema der lesbischen Liebe, eine Serie von Farblithos Anfang der 1930er Jahre zu Pierre Louys' »Lieder der Bilitis«. Doch durch die politische Entwicklung wurde das Erscheinen des Buches verhindert. Jeanne Mammen war inzwischen bekannt als Illustratorin großer Unterhaltungsblätter (»Simpl«, »Uhu«, »Ulk« usw. ) und konnte von Aufträgen leben. Von 1928 bis 1933 ist ihre »große Zeit«, danach verliert sie ihre Existenzgrundlage. Sie übersteht das Elend des Zweiten Weltkrieges in ihrem Berliner Gartenhaus hinter dem Ku'damm, wo sie bis zu ihrem Tod (mit 85) allein lebt. Text von 1990
Zitate
Ob sie porträtiert oder karikiert, die Objektivität gegenüber dem Vorwurf wird nie verlassen, der harte, scharfe Umriß der Profile ergibt alles Hintergründige der Erscheinungen ohne schnörkelhaft kommentierende Zutat.
Die Objekte einer Gruppe von Skulpturen - meist Köpfe - aus Gips, ungebranntem Ton und Wellpappe verbinden stilistisch Vor- und Nachkriegsmoderne. In diesem skulpturalen Schaffensbereich zeigt sie sich beeinflusst von der Avantgarde: Plastiken von Picasso, Henry Moore, den Pevsner-Brüdern, Karl Hartung und Mammens Freund Hans Uhlmann haben hinsichtlich des dreidimensionalen Werkes großen Einfluss auf die Künstlerin. Vor allem aber ist ein bedeutender Einfluss der außereuropäischen Kunst zu erkennen, die sie wohl auch durch das Studium der reich bebilderten, von Martin Hürlimann herausgegebenen Zeitschrift "Atlantis: Länder, Völker, Reisen" (erschienen von 1929 bis 1964 im Atlantis Verlag und dann fusioniert mit der Kulturzeitschrift "Du") intensivierte. Die ersten zwei Jahrgänge standen komplett in Mammens umfangreicher Bibliothek, und hierin fand sie vielfältiges Bildmaterial zur sogenannten Stammeskunst. "Formale Anregungen kommen von Seiten der Fetische außereuropäischer Naturvölker ebenso wie von der Liebe der Künstlerin zur europäischen Volkskunst.