Kammerspiele Zur schönen Aussicht von Ödön von Horváth
Aussichtslos Wie sich die Zeiten gleichen. Horváths Stück "Zur schönen Aussicht" entstand 1926, in einer Zeit, die geprägt war vom Wandel und der Auflösung gewohnter Strukturen in der Gesellschaft, und dies geht stets einher mit Wirtschaftskrisen und der Verelendung großer Teile der Bevölkerung. Auch die Globalisierung und die propagierte neoliberale Weltordnung heben alte Ordnungen auf. In solchen Zeiten gibt es nur einen Gott, der da heißt Geld und er zwingt die Menschen in sein Gebet. Ein wenig heruntergekommen ist es schon, das Hotel "Zur schönen Aussicht", in dem sich Menschen eingefunden haben, für die es kaum "Aussicht" mehr gibt und "schöne" schon gleich gar nicht. Hoteldirektor Strasser setzt auf seinen einzigen zahlenden Gast, Ada Freifrau von Stetten, eine Halbweltdame, deren Aufenthalt seinen Ruin nur kurzfristig hinausschiebt. Es ist auch ein Ort, an dem jeder von der Vergangenheit lebt, sie vor sich herträgt und sich in ihr sonnt.
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Regisseur Martin Schulze zeigt in seiner Arbeit an Horváths Krisenkomödie eine Gesellschaft von Einzelkämpfer*innen, deren einzige Gemeinsamkeit ihre prekäre Lebensbehauptung ist. Schulze will hinter ihre zementierten Fassaden schauen und damit Menschen sichtbar machen, die längst die Hoffnung aufgegeben haben, noch gesehen zu werden. «Ja. Es hat einen Grund, dass die Dinge so sind, wie sie sind. Aber nein: Keinen besonders guten. »
Eric Jarosinski
Zur schönen Aussicht, Luzerner Theater, Foto: Ingo Hoehn
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Pressestimmen
«Allein die Performance der Schauspielenden lohnt den Besuch in der Box. » – Luzerner Zeitung
«Das siebenköpfige Ensemble liefert hervorragende Arbeit ab. Wie zum Beispiel Carnevali und Prüfert die innere Zerrissenheit ihrer Charaktere darstellen, ist hohe Kunst. » – Luzerner Zeitung
Schauspiel
Ödön von Horváth
Theatergottesdienst
Ödön von Horváth
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Aber Regisseur und Intendant Ulrich Greb hat am Schlosstheater Moers noch einen anderen Zugriff gefunden, mit dem man die verkommene Personnage aufs Kreuz legen kann. Den liefert ihm Ödön von Horváth in Person des mit allerlei völkischem Gedankengut und deutschnationalen Parolen um sich werfenden Sektvertreters Müller. Greb macht aus dem Stück eine bissige Satire wider den rechtsnationalen Populismus und die Versuche zur europäischen Desintegration. Das enge Verlies des Moerser Schlosstheaters ist eine natürliche Metapher für die Klaustrophobie und die selbstgewählte Isolation, mit der sich die Figuren in diesem Hotel gegen fremde Einflüsse abschotten. Manchmal erhebt sich ein merkwürdiger anschwellender Lärm als flöge ein Düsen-Jet im Tiefflug über das Hotel oder als grabe eine große Bohrmaschine unter dem Saal einen Tunnel. Dann zittern Menschen und Mobiliar, und die Tischdecken samt Geschirr rutschen auf den Fußboden. Vielleicht sind es imaginierte Ängste der Hotel-Insassen vor den Einflüssen von außen - aufgeklärt wird das nicht, aber eine Bedrohung in den Köpfen ist dieser Lärm schon.
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Dann kommt die junge Frau, die vom Chef des Hotels ein Kind hat – und man vereinigt sich, um ihre Forderungen auf die schäbigste Art und Weise abzuschmettern. Das ist so vorhersehbar wie die "Pointe": Als diese Christine nämlich sagt, dass sie 10. 000 Mark besitzt (das wirklich vorzügliche Programmheft des Abends macht klar, dass ein Arbeiter in etwa fünf Jahren so viel verdiente), ist sie sofort Objekt der allgemeinen Begierde…
Dass Geld die Welt regiert – bei Nestroy sieht man es witziger, schärfer, intelligenter als hier. Nichts an diesem Horvath-Stück ist so gut, dass man es unbedingt spielen müsste, zu Lebzeiten des Autors gelang es nicht, erst als sein Name in der Nachkriegszeit immer heller leuchtete, hat man nach diesem Stück gegriffen. Und heute? Nun, da hat es einen relativ "besonderen" Aspekt: Hat Horvath uns in späteren Stücken immer wieder dabei zusehen lassen, wie schwache junge Frauen untergehen, hat diese Christine sich erfangen, ist eine starke Frau, kehrt den Männern den Rücken.
Daniel Breitfelder mimt ihren Bruder Emmanuel Freiherr von Stetten hingebungsvoll affektiert, effeminiert und tollpatschig. Er sorgt fr allerlei Situationskomik, wenn er sich von dem Hotelpersonal geflissentlich abheben mchte, den einen oder anderen Angestellten trotzdem lstern beugt und sogar betatscht und, genau wie die anderen, auf Gunst und Vermgen seiner Schwester angewiesen ist. Formvollendet eingebettet in das gleichfrmige Stillleben der Hotellobby legt sich insbesondere auch Sren Wunderlich als Portier Max wunderbar geflissentlich ins Zeug, wenn er sinnentleerte Auftrge seines Dienstherrn eifrig befolgt und die bescheidenen Ergebnisse stolz hochhlt. Obwohl Kreyer mit seiner Adaption besonders schrg und abstrus sein mchte und insbesondere am Ende das Ganze schrill bertreibt und berfrachtet, ist die Vorfhrung insbesondere aufgrund der Spielfreude des Ensembles ber weite Strecken uerst unterhaltsam. Zur schnen Aussicht am Theater Bonn | Foto Thilo Beu
Ansgar Skoda - 23. April 2018 ID 10664
ZUR SCHNEN AUSSICHT (Kammerspiele Bad Godesberg, 20.
Strasser war ehemals Offizier und als Schauspieler ein Fünkchen in der Filmindustrie. Der Kellner Max war poetischer Kunstgewerbler. Karl, Adas Chauffeur, betätigte sich als Schieber in Portugal und da ist noch der Sektvertreter Müller, der vergeblich Geld einzutreiben versucht und sich auch ganz gerne mit dem Generaldirektor Müller verwechseln lässt. Hierher kommt auch Emanuel von Stetten, der Bruder Adas, den nur noch der Titel über Wasser hält und der die letzte Kugel schon bei sich trägt. In diese Idylle platzt Christine, ein Gast aus dem Vorjahr, deren Affäre mit Strasser nicht ohne Folgen blieb. Briefe schrieb sie ihm, unzählige, die der Erheiterung der Gesellschaft dienten, doch die nie beantwortet wurden. Die Männer rotten sich zusammen, lassen Strasser "nicht im Stich". Jeder will Christine nun näher gekannt haben. Das Anständige wird verlacht, man treibt seinen Spaß damit und bleibt letztlich doch selber auf der Strecke. Denn Gott half Christine. Peter Brombacher, Edmund Telgenkämper, Jochen Noch, Lena Lauzemis
© Arno Declair
Christine: "... ich wäre noch gestern vielleicht gar ins Wasser gegangen, hätte mir nicht der liebe Gott geholfen. "