Und danach mussten Sie noch arbeiten? Ja, einen vollen Arbeitstag lang Schrauben und Muttern für Waschmaschinen zusammenschrauben. Raus durften wir nur beim täglichen Zwangssport. In einer Kampfuniform mussten wir über eine Sturmbahn rennen und klettern. Ich war damals etwas kräftiger und habe das kaum durchgehalten. Aber aufgeben ging nicht. Sonst wurde die ganze Gruppe bestraft. Sehr oft rannten wir stundenlang mit fünf-Kilo-Hanteln in der Hand. Ich war am Ende meiner Kräfte. Dann musste ich noch den, 'Torgauer Dreier' machen: Liegestütz, Hocke und Hockstrecksprung und Treppensport. Immer wieder. Und als ich nicht mehr konnte, habe ich von einer Erzieherin noch einen brutalen Tritt in die Lende bekommen, so dass ich dadurch die Treppen herunter gestoßen wurde. Waren solche Misshandlungen Alltag? Ja. Jugendwerkhof Torgau | Strafen und Belobigen. Ein Erzieher hat gerne mit einem schweren Schlüsselbund geworfen. Und es war ihm egal, ob wir den an den Kopf oder woanders hinbekommen. Die meisten Aufseher in Torgau waren Männer. Und wir Mädchen mussten uns vor ihnen ausziehen und nackig machen.
Jugendwerkhof Torgau | Strafen Und Belobigen
Vielmehr hat man sich dazu entschlossen, hierfür die Aula des Johann-Walter-Gymnasiums zu nutzen. Für die musikalische Umrahmung sorgen Sebastian Krumbiegel und Kristof Hahn. All das interessiert Anne Escher in diesem Moment reichlich wenig. Denn so ganz ist man schließlich noch nicht im Ziel. Ausstellungsbauer Gisbert Peuker ist in diesem Moment gerade mit dem Aufbau eines originalen Fallrohrs beschäftigt, das von Stacheldraht umgeben ist. Auch ein Kletterschutz, eine sogenannte "Sonne", muss noch installiert werden. Anne Eschers Blicke wandern den knallroten Flur entlang, der auch thematisch als Verbindungsstück zwischen den insgesamt sieben Ausstellungsräumen dient. Er spiegelt das Hier und Jetzt wider, von dem aus der Besucher die Möglichkeit hat, in die DDR-Vergangenheit abzutauchen. Der große originale Scheinwerfer hängt bereits und "begrüßt" den Besucher mit einem gleißenden Licht. An den Wänden sind Schilder mit Anweisungen zu finden: "Still gestanden! ", Ausziehen – hier! " "Haare ab!
Geschichte des Gebäudes
1901
Als Militärarrestanstalt mit Gerichtsräumen erbaut. Nach dem Ersten Weltkrieg Gerichtsgefängnis. 1937/1938
Erweiterung durch einen Zellenbau. September 1945
Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Geheimpolizei NKWD. 1952-1963
Jugendgefängnis ("Jugendhaus"). Nach dessen Verlegung 1964 in die Strafvollzugsanstalt Torgau (Fort Zinna) wurde das Gebäude dem Ministerium für Volksbildung übergeben. Mai 1964
Der Geschlossene Jugendwerkhof nahm seine Arbeit auf. Erst ein Jahr später war seine Funktion auch gesetzlich verankert. November 1989
Auflösung des Geschlossenen Jugendwerkhofs. 1990
Vorübergehend Internat der Hilfsschule Torgau. Übernahme des Gebäudes durch die Treuhand Liegenschaftsverwaltung. 1996
Verkauf an einen privaten Investor und Umbau zur Wohnanlage. Das ehemalige Verwaltungsgebäude wurde unter Denkmalschutz gestellt. 1998
Einrichtung der Erinnerungs- und Begegnungsstätte. 24. Mai 2003
Eröffnung der Dauerausstellung "Auf Biegen und Brechen. Geschlossener Jugendwerkhof Torgau 1964-1989. "