Als Ballade kann man das Gedicht bezeichnen, weil es zunächst einmal in Versform erscheint und außerdem eine Geschichte erzählt, wenn auch die Handlung sehr knapp ist und vieles eher zwischen den Zeilen zu erahnen ist. Dasselbe gilt für die Dramatik, auch die spielt sich im Inneren ab und dringt nicht nach außen, weil dieses Mädchen mit dem stillen Lachen einen Weg gefunden hat, sich mit seinem Schicksal zu versöhnen. Eine wunderbare Idee von Ringelnatz war es, dieses stille Lachen zu einem lauten, glücklichen werden zu lassen, als das blinde Mädchen zum ersten Mal ein bisschen Zuwendung erfährt, leider erst sehr spät.
- Sozialkritische Ballade "Das Hexenkind" von Ringelnatz
Sozialkritische Ballade "Das Hexenkind" Von Ringelnatz
1
Vom Berge was kommt dort um Mitternacht spät
2
Mit Fackeln so prächtig herunter? 3
Ob das wohl zum Tanze, zum Feste noch geht? 4
Mir klingen die Lieder so munter. 5
O nein! 6
So sage, was mag es wohl sein? 7
Das, was du da siehest, ist Totengeleit,
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Und was du da hörest, sind Klagen. 9
Dem König, dem Zauberer, gilt es zu Leid,
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Sie bringen ihn wieder getragen. 11
O weh! 12
So sind es die Geister vom See! 13
Sie schweben herunter ins Mummelseetal
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Sie haben den See schon betreten
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Sie rühren und netzen den Fuß nicht einmal
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Sie schwirren in leisen Gebeten
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O schau,
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Am Sarge die glänzende Frau! 19
Jetzt öffnet der See das grünspiegelnde Tor;
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Gib acht, nun tauchen sie nieder! 21
Es schwankt eine lebende Treppe hervor,
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Und - drunten schon summen die Lieder. 23
Hörst du? 24
Sie singen ihn unten zur Ruh. 25
Die Wasser, wie lieblich sie brennen und glühn! 26
Sie spielen in grünendem Feuer;
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Es geisten die Nebel am Ufer dahin,
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Zum Meere verzieht sich der Weiher
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Nur still!
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Ob dort sich nichts rühren will? 31
Es zuckt in der Mitten - o Himmel! ach hilf! 32
Nun kommen sie wieder, sie kommen! 33
Es orgelt im Rohr und es klirret im Schilf,
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Nur hurtig, die Flucht nur genommen! 35
Davon! 36
Sie wittern, sie haschen mich schon!