Ausgerechnet Adolphe? Als der werdende Vater Vincent bei einem Dinner unter Freunden und Verwandten verkündet, seinem Kind diesen Namen geben zu wollen, gehen die Wogen hoch. Was als liebevolle Neckereien beginnt, wird in Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellières Stück "Der Vorname" später zu von Bosheit, Moralansprüchen und Polemik geprägten Wortgefechten. Die erfolgreiche Inszenierung aus den Kammerspielen der Josefstadt wird nun auf ORF III (9. 4., 20. 15 Uhr) im Rahmen von "Wir spielen für Österreich" ausgestrahlt. Folke Braband hat das ebenso heitere wie bittere Stück "Der Vorname" mit Tempo und Witz inszeniert. Und er lässt lustvoll die bildungsbürgerlichen Fassaden bröckeln. Ein geselliges Get-Together unter Freunden wird da rasch zu einer regen Diskussion und eskaliert schließlich. Zumal man sich in diesen Kreisen sichtlich über den noblen Geschmack definiert, über den es nun zu streiten gilt. Marcus Bluhm (Pierre Garaud), Michael Dangl (Vincent Larchet), Oliver Rosskopf (Claude Gatignol) sind in "Der Vorname" in den Wiener Kammerspielen zu sehen – zur Zeit nur im Fernsehen.
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In diesem Infight der Josefstädter bewährt sich Neuzugang Michaela Klamminger bestens, die sich mit ihrer pfiffigen Darstellung der so fragil wirkenden, hochschwangeren Anna, die aber genau weiß, wie sie ihren Filou Vincent an die Kandare nimmt, für kommende größere Aufgaben empfiehlt. Oliver Rosskopf spielt die sensible Seele Claude Gatignol mit wohldosiertem Humor. Susa Meyer gehört, als alle anderen am Ende sind, die Highlight-Szene dieses höchst amüsanten Abends, eine emanzipatorische Explosion samt Abgang mit einer Flasche Hochprozentigem. Mit viel Gespür für Doppelsinn und Hintersinn haben Folke Braband und seine Schauspieler die bildungsbürgerliche Fassade der Familie zum Zerbröseln gebracht. "Der Vorname" an den Kammerspielen ist ein scharfzüngiges, augenzwinkerndes, aberwitziges Stück Theater. Und absolut sehenswert! (Mottingers Meinung)
Regie
Folke Braband
Bühnenbild
Tom Presting
Kostüme
Nicole von Graevenitz
Dramaturgie
Leonie Seibold
Licht
Franz Henmüller
Elisabeth Garaud-Larchet
Susa Meyer
Pierre Garaud, Elisabeths Mann
Marcus Bluhm
Claude Gatignol, Elisabeths Jugendfreund
Oliver Rosskopf
Vincent Larchet, Elisabeths Bruder, Pierres Jugendfreund
Michael Dangl
Anna Caravati, Vincents Lebensgefährtin
Michaela Klamminger
Der Vorname Josefstadt Deutsch
3. Okt. 2020 bis 20. Juni 2021
Der Vorname wurde 2010 ein sensationeller Erfolg, über 250-mal im Pariser Théâtre Edouard VII gespielt und trat einen Siegeszug rund um den Globus an. Die Drehbuch- Adaption wurde sowohl in Frankreich als auch in Deutschland verfilmt. Folke Braband, Kammerspiele-erfahren mit Publikumshits wie Monsieur Claude und seine Töchter und Ladies Night, wird diese smarte Komödie inszenieren. Ein geselliges Get-together unter Freunden im Pariser Akademikermilieu, das sich vor allem über seinen noblen Geschmack definiert. Genau dieser fühlt sich persönlich angegriffen, als der werdende Vater Vincent verkündet, sein Kind Adolphe nennen zu wollen. Über witzige Diskussionen mit abstrusen Argumenten offenbaren sich im Laufe des Abends allerdings obendrein noch Familiengeheimnisse, die das Fass tatsächlich zum Überlaufen bringen. Details zur Spielstätte:
Rotenturmstraße 20, A-1010 Wien
Veranstaltungsvorschau: Der Vorname - Kammerspiele Keine aktuellen Termine vorhanden! Taxi 40100
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Michael Dangl spielt mit Bravour, Susa Meyer hat ihren großen Auftritt spät, dafür fällt er umso denkwürdiger aus: eine Grande Dame trotz Schürze, köstlich. Insgesamt: heiter, bitter, aktuell und sehenswert. (Die Presse) Regisseur Folke Braband hat im schicken Wohnzimmer-Bühnenbild von Tom Presting punktgenau inszeniert. Da stimmen Tempo und Timing, da werden die Pointen treffend serviert, da machen die (nicht nur) verbalen Spiegelfechtereien einfach sehr viel Spaß. Auch und vor allem dank des furios aufspielenden Darstellerquintetts. So ist Michael Dangl ein hinreißend lässiger Vincent, der grandios zwischen allen Gefühlslagen changiert und in Michaela Klamminger die passende Mutter in spe gefunden hat. Als Vincents Schwester Elisabeth liefert Susa Meyer nicht nur den schönsten Nervenzusammenbruch des Abends ab, sondern rechnet auch vehement mit ihrem von Marcus Bluhm köstlich-trocken verkörperten, irrsinnig gelehrten Spießer-Ehemann Pierre ab. Fünfter im Bunde ist Oliver Rosskopf als sensibler Musiker Claude, der sich genüsslich an Künstler-Klischees abarbeitet.