11. 10. 2021 Pressemappe
Vom 22. Oktober bis 6. November 2021 wird München zum 14. Mal Schauplatz des internationalen Theaterfestivals SPIELART. Das Festival unter der Leitung von Sophie Becker findet seit 1995 alle zwei Jahre in München statt und steht für transnationale, zeitgenössische Theaterkunst. München. Vom 22. November 2021 wird
München zum 14. Mal Schauplatz des internationalen Theaterfestivals
SPIELART. Das Festival unter der Leitung von Sophie Becker findet seit
1995 alle zwei Jahre in München statt und steht für transnationale,
zeitgenössische Theaterkunst. Seit 1979 engagiert sich die BMW Group
in Zusammenarbeit mit der Stadt München für den Spielmotor e. V.,
Ausrichter von SPIELART und die älteste Public Private Partnerships
Deutschlands im Kulturbereich. Was Spielart bringt | Abendzeitung München. SPIELART 2021 ist die erste hybride Festivalausgabe, bei der mit
neuen Formaten auf die aktuelle Situation reagiert wird. Die
Ko-Kuratoren Julian Warner und Eva Neklyaeva bereichern das Festival
mit eigens entwickelten Projekten.
- Was Spielart bringt | Abendzeitung München
- Spielart - Team
Was Spielart Bringt | Abendzeitung München
LIEBES SPIELART-PUBLIKUM,
Am Anfang unserer Recherche stand der Wunsch, weitaus stärker als in den vergangenen Jahren über den eigenen "Tellerrand" hinauszuschauen. Mit einer Mischung aus Neugier, dem Versuch selbstkritischer Befragung der eigenen Perspektiven und mit Hilfe kuratorischer Beratung vor Ort haben wir uns vor allem zwei unterschiedlichen Regionen verschiedenen Zuschnitts genähert: Süd- und Ostasien sowie Südafrika. Hier ein Teilkontinent, mit gemeinsamer aber höchst diverser Geschichte und Gegenwart, der durch den von Europäern erfundenen Begriff "Asien" schon in vorkolonialen Zeiten zu einer europäischen Projektionsfläche wurde. Spielart - Team. Dort eine Region, die auf dem Weg der Europäer nach Asien als Zwischenstation besiedelt wurde und während der Apartheid-Zeit (1948-1994) als Inbegriff für Unrecht stand. Hatte Nelson Mandela seinerzeit die "Regenbogennation" ausgerufen und eine Wahrheitskommission zur Aufarbeitung der Vergangenheit eingesetzt, erweist sich nun gut zwanzig Jahre später, dass man Versöhnung nicht von oben herab verordnen kann und sie ohne Bekämpfung der noch aus der Apartheid-Zeit stammenden gravierenden sozialen Ungerechtigkeit nicht zu haben ist.
Spielart - Team
Das Theaterfestival "Spielart" in München ist internationaler denn je. Welche Wohltat. Während die Musik weiterläuft, als wäre sie ein einziger, nie endender Song, während die Musiker ihre traditionellen Instrumente und auch eine E-Gitarre mit stoischer Virtuosität bedienen, während alle und vor allem die beiden Frauen in diesem schwarzen Ensemble in schillerenden Farben singen, schreitet der weiße Mann durch den Raum. Er trägt eine Frackjacke und Stiefel, ansonsten ist er nackt. Peter van Heerden ist in diesem Moment blanke Irritation, ist Macht und Gewalt, ein Fremdkörper. Er geht in den Nebenraum, welcher ebenso voll mit Publikum ist, zieht das Gerüst eines Reifrocks an, schminkt sich das Gesicht weiß, setzt eine höfische Perücke auf, wird vollends zum Popanz, ist in diesem Moment Richter, Queen Victoria und Cecil Rhodes, der die Gegend, die nach ihm als Kolonialstaat Rhodesien hieß und heute Simbabwe ist, unterjochte. Mit huldvoller Geste wendet er sich zum Publikum, singt, sehr falsch, "God save the Queen", und Nora Chipaumire starrt ihn an, ungerührt, aber mit brodelnder Wut in ihrem Inneren.
Die leicht schusselige Nelisiwe Xaba baut eine Wand aus Samenpäckchen und erzählt davon, dass wenn man in Afrika nicht weiter weiß, man sich halt einfach an die WHO, die UN, an Ärzte ohne Grenzen wendet. Esther Kampa führt mit Kinderspielen in einen Zauberwald, in welchem man seine Seele preisgeben muss und wird zum anrührenden Bild allergrößter Verlorenheit. Wanjiku Mwawuganga erzählt mit einfachsten Mitteln und einem leuchtenden Zauber im Gesicht von den fünf Generationen Frauen in ihrer Familie, erzählt Geschichte aus rein weiblicher Sicht - in Kenia haben Frauen kaum ein eigenes Narrativ. Nebenan in den Einsteinhallen kann man in einer Installation von Franziska Angerer das Usambaraveilchen besuchen, das von deutschen Kolonialherren aus den Bergen Afrikas geraubt wurde, um viele Jahre später im deutschen Wirtschaftswunder auf Fensterbänken zu verstauben. Man darf ein Pflänzchen mitnehmen, aber nur, wenn man gut für es sorgt.