Es ist so eine Sache mit der Filmkunst – ausgerechnet der taiwanesische Regisseur Ang Lee drehte seinerzeit einen der schönsten Filme über amerikanische Cowboys (Brokeback Mountain), auch andere Regisseure bewegen sich gelegentlich souverän in scheinbar völlig fremden Revieren. Es kommt off ensichtlich nur auf die Kunst an – auf das Denkvermögen, die Fantasie, die Beherrschung des filmischen Handwerks – und natürlich auf die Haltung zum Sujet. "Auf dass die Dummheit endet und durch Liebe ersetzt wird. " - (Taika Waititi) Ein neuseeländischer Regisseur mit Maori-Wurzeln drehte jetzt ausgerechnet einen satirischen Film, in dem sich ein Hitlerjunge mit seinem imaginären Freund – ausgerechnet Adolf Hitler, den ausgerechnet Regisseur Taika Waititi selbst spielt! – in den letzten Monaten des 2. Weltkriegs irgendwie zurechtfi nden muss. Ein Projekt, bei dem eigentlich alles schief gehen könnte – doch der Drehbuchautor, Darsteller und Regisseur wagt und meistert diesen Balanceakt bravourös Jojo Rabbit (Kaninchen) ist ein treuherziger Hitlerjunge, der bei den Werwolf-Übungen im Wald immer alles richtig machen möchte, von den anderen Jungvolk-Kameraden aber meist gemobbt wird.
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Wir freuen uns, aktuelle und ehemalige Stipendiat_innen von ELES gemeinsam mit Disney zur Preview von JOJO RABBIT einzuladen: Am Donnerstag, den 16. Januar 2020, um 20 Uhr im Kino in der KulturBrauerei, Prenzlauer Berg. […]
Maxim Biller in DIE ZEIT über "Verquere Verortungen. Festival Jüdische Literaturen"
Vom 3. bis zum 5. Dezember 2019 fand in Kooperation von ELES und Literaturhaus Berlin "Verquere Verortungen. Festival Jüdischer Literaturen" statt. Zum Auftakt des Festivals sprachen die Kurator_innen Eva Lezzi und Jo Frank mit dem Autor Maxim Biller über "Jüdische Literaturen nach 1945". In DIE ZEIT (Nr. 3/2020) ist nun Billers Text über den Abend erschienen: […]
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Stattdessen findet ihr hier also nun die handverlesenen TOP TENs einzelner Autor*innen, mal für sich genommen als nackte Liste, mal ganz ohne Ranking und mal mit kurzer Begründung. Da traditionell eher auf Filmfestivals fokussiert ist, war 2020 natürlich auch ein seltsames Jahr für die Redaktion. Wie alle anderen haben also auch wir notgedrungen mehr gestreamt, und so ist es kein Wunder, dass die TOP TEN der Redaktion auch viele Original-Produktionen der Streaminganbieter und Serien beinhalten, wobei einige von uns ganz puristisch Serienlieblinge und Filmlieblinge von einander trennten, und andere eine gemeinsame Listung vornahmen. Außerdem ließen sich einige von uns – vielleicht auch wegen der geschlossenen Kinos? – hinreißen, wieder ältere Filme und Klassiker zu schauen. Trotz Lockdown sind die TOP TEN große Welt- und Zeitreisen quer durch die Genres geworden – von Norwegen (HEIME BANE) über Südkorea (diverse Serien) bis Neuseeland (JOJO RABBIT) und von 1943 (MESHES OF THE AFTERNOON) bis zu Produktionen, die erst im nächsten Jahr in die Kinos kommen werden (ROSA'S HOCHZEIT).
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Da kommt ihm sein Imaginations-Hitler gerade recht. Der baut Jojo mit bescheuerten Parolen immer wieder auf und ist eigentlich viel netter als diese (in Dokumentaraufnahmen eingespielten) völkischen Nazi-Massen, die mit ihrer Wahlentscheidung Kreaturen wie Hitler erst ermöglicht haben. Wiederum ein Terrain voller Fallstricke, über die Waititi locker hinwegspringt, was dem durchweg komischen Film zudem (jedem der's hören mag bzw. kann) auch einen bitteren aktuellen Ton vermittelt. Waititi wagt überhaupt die merkwürdigsten Dinge – eine Filmmusik, die mit unzeitgemäßen Beatlesoder Bowie-Songs spielt – und funktioniert. Völlig absurde, aber brillant gebaute Gag-Szenen, wie eine "Heil- Hitler"-Orgie der Gestapoleute und mehr. Dazu ein perfektes künstlerisch- technisches und darstellerisches Ensemble. Kameramann Mihai Malaimare und die Schauspieler Scarlett Johansson (Jojos Mutter) und Sam Rockwell (Hauptmann Klenzendorf) stehen dem Filmemacher souverän zur Seite – vor allem aber der junge Angsthase Jojo Rabbit (Roman Griffi n Davis) erfüllt hinreißend selbstsicher seine anspruchsvolle Rolle.
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Dass Juden wie Fledermäuse kopfüber von der Decke hängend schlafen und Hörner haben, weiß er von der Jugenderzieherin Fräulein Rahm (Rebel Wilson). Wo aber kommen die Juden her? "Wir sind wie ihr", meint Elsa einmal lakonisch, "nur menschlich. " Hat man sich an Waititis Subjektivierung erst einmal gewöhnt, ist die Dialektik von "Jojo Rabbit" gar nicht mal so kontrovers, wie die Inhaltsangabe vermuten lässt. Während Leunens' Romanvorlage konsequent auf das klamaukige Potential der Binnenperspektive verzichtet, zieht sich Waititi – wie schon im Marvel-Film "Thor: Ragnarok" – in die Absurdität seiner Prämisse zurück. Die antisemitischen Ressentiments besitzen bei ihm eine kindliche Unschuld, wohinter natürlich eine perfide Logik lauert: Infantilismus neigt dazu, das Terrorregime der Nationalsozialisten zu verharmlosen. Andererseits gehört "Jojo Rabbit" auch nicht in eine Reihe mit Holocaust-Filmen wie "Das Leben ist schön", denn Waititis Witze zielen weniger auf die NS-Todesmaschinerie ab als auf die Hass-Ideologie.
01. 2020
Laufzeit:
108
fsk:
12
Alle angaben ohne Gewähr
Für dieses Kino ist uns im Moment keine Aufführungen für Jojo Rabbit bekannt
Mit seiner rasant inszenierten Nazi-Satire voller irrwitziger Slapstickmomente gelingt Taika Waititi so vor allem ein wunderbares Plädoyer für die Menschlichkeit. Die Botschaft des Films, Haltung zu zeigen, ist zeitlos aktuell. (108 Min. ) Keine
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