Nach dem Studium arbeitete er als Theater- und Literaturkritiker. Er zählt heute zu den bedeutendsten Autoren Schwedens. Bei Hanser erschienen unter anderem Der Besuch des Leibarztes (Roman, 2001), Der fünfte Winter des Magnetiseurs (Roman, 2002), Hamsun (Eine Filmerzählung, 2004), Das Buch von Blanche und Marie (Roman, 2005), Kapitän Nemos Bibliothek (Neuausgabe, 2006), seine Autobiographie Ein anderes Leben (2009), für die er den renommiertesten schwedischen Literaturpreis, den August-Preis, erhielt, Die Ausgelieferten (Neuausgabe, 2011) sowie Das Buch der Gleichnisse (Roman, 2013). 2003 erschien sein erstes Kinderbuch Großvater und die Wölfe; 2011 folgte Großvater und die Schmuggler. 2017 erschienen diese beiden erfolgreichen Einzeltitel als Sammelband Abenteuer mit Großvater. Wolfgang Butt, geboren 1937, langjähriger Hochschuldozent für Skandinavistik und Kleinverleger von Literatur aus Skandinavien. Seit 1995 freiberuflicher Übersetzer, u. a. von P. O. Enquist, Arne Dahl und sämtliche Kriminalromane von Henning Mankell.
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Enquist verstehe es über das Zeitkolorit hinaus menschliche Grundkonflikte sichtbar zu machen, "im Unerhörten das Allgemeine zu zeigen". Dann erwähnt sie seine Metaphorik der Augen als Spiegel der Seele und lobt die Empathie bei der Gestaltung der Figuren, vor allem die Zeichnung des Titelhelden Struensee zeuge sogar von einer Art Seelenverwandtschaft. Zudem gefällt ihr, dass das Portrait des Königs einem Vexierbild gleiche, denn ob König Christian schlicht geisteskrank oder aber ein hypersensibler Grenzgänger sei, lasse Enquist erfreulicherweise offen. Weiterhin lobt sie noch die zwanglos hergestellte Gegenwartsnähe des Romans - das mache ihn zum "Glücksfall" eines historischen Romans -, um schließlich an den Roman "Der Favorit der Königin " von Robert Neumann zu erinnern, den dieser 1935 im Exil verfasst hat, ein Roman, der ihrer Meinung nach im Zusammenhang mit Enquists Werk durchaus einen zweiten Blick verdiene. Lesen Sie die Rezension bei
Frankfurter Rundschau, 24. 03. 2001 Sibylle Cramer ist voll des Lobes für Per Olov Enquists historischen Roman "Der Besuch des Leibarztes".
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Als Roman ist der Text eher durchschnittlich, die Charakterisierung der Personen finde ich hlzern. Sie agieren
wie leblose Puppen auf einer Bhne, ihr Gefhlsleben bleibt unerwhnt. Somit stand ich ihrem Schicksal eher
emotionslos gegenber. Die Knigin schien mir kalt, beinahe berechnend, auf
ihr eigenes Vergngen bedacht, ohne Rcksicht auf die Folgen, sowohl fr sich selbst als auch fr die Menschen
um sie herum, die sie zu lieben behauptet. Die Beziehung zu Struensee bleibt eine sexuelle, kaum eine Geste oder
ein Wort, das die "Liebe" der beiden gezeigt htte. Wo bleibt die groe Liebesgeschichte, die ich beim Lesen des
Schutzumschlages erwartet habe? Hier htte ich mir vom Autor mehr Tiefe, Menschlichkeit der Figuren gewnscht. Einzig der Knig weckte in mir Mitleid ob seines Schicksals. Dem Buch fehlt einfach die Wrme, um ein guter Roman zu sein und die Sachlichkeit, die eine Beschreibung von
historischen Begebenheiten auszeichnet. Interessantes Thema, doch leider wurden viele gute Anstze verschenkt.
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So wie es in diesem Roman beschrieben wird, scheint es nicht so, als würden die Könige regieren. Im Gegenteil, die Erzieher und Lehrer bemühten sich, die Könige völlig unselbständig zu erziehen und auf falsche Fährten zu führen, so dass sie entweder geisteskrank wurden, wie Christian VII oder zu Alkoholiker sowie dessen Vater Friedrich. Es gibt in diesem Roman mehrere Hauptfiguren die genau beschrieben werden. Die Macht hungrigen und die "aufgeklärten" Gutmütigen wie der Arzt und Pockenimpfungspezialisten Struensee. Christian VII lebt in einer Scheinwelt und wird von Ängsten und Zweifel gepeinigt. Sein Leben gestaltet er als Theaterstück, es kommt zu einer Umkehrung der Wahrnehmung, die reale Welt ist nichts anderes als eine Bühne, worauf er sein Leben spielt. Er verliebt sich in eine Prostituierte, weil sie die einzige ist, die ihn achtet. Für ihn wird diese Frau zur Herrscherin des Universums, mit seiner jungen Frau, der Königin Caronline Mathilde kann er nichts anfangen, im Gegenteil, er fürchtet sich vor ihr.
Höchstes Lob aber spendet er dem Übersetzer Wolfgang Butt. Die Zeit, 01. 2001 Reinhard Baumgart zeigt sich ohne Einschränkung begeistert von diesem "großen Buch", dass die übliche belletristische Produktion anderer Autoren seiner Ansicht nach weit überragt. Der Rezensent begründet dies gleich mit einem ganzen Sammelsurium von Argumenten, etwa wenn er von der großen Souveränität der Autors spricht, den vielen verschiedenen Facetten des Romans aus Historie, Märchen, Bibelzitaten, Enquists politischem Blick oder auch seiner "Erfahrung, die er als Grenzgänger zwischen Reportage, Essay, Autobiografie, Fiktion sich erarbeitet hat". Und obwohl schon gleich am Anfang des Buchs klar werde, dass der Leibarzt Struensee mit seiner Liebe scheitern und am Ende hingerichtet werden wird, so tue das der Spannung dieses historischen Roman keinen Abbruch. Vielmehr konzentriere sich der Autor auf das "Wie und Warum des Ablaufs", was nach Baumgart hervorragend gelungen ist. Bei den Eros-Thanatos-Konflikten fühlt sich der Rezensent gar an Schiller und an Wagners Musikdramen mit seinen variierenden Motiven erinnert, wobei ihm die glasklare psychologische Zeichnung der Figuren besonders imponiert.
Das Volk frisst seinen Wohltäter. Trotzdem verdient er es. Er wollte alles auf einmal. " "Die Ungeduld der guten Menschen", hatte Rantzau geantwortet, "ist schlimmer als die Geduld der Bösen. " Dass die Vögel träumten, war so wichtig geworden: dass sie Geheimnisse hatten und träumen und lieben konnten, wie Bäume lieben konnten, und dass die Vögel "Erwartungen hatten" und Hoffnung hegten und dann plötzlich aufflogen und mit den Flügelspitzen die quecksilbergraue Oberfläche peitschten und zu etwas hin verschwanden. Zu etwas hin, einem anderen Leben. Es war eine so schöne Vorstellung gewesen. Vielleicht hatte er schon jetzt verstanden. Vielleicht hatte er sein Zeichen bekommen. Er war nur ein Mensch, nichts anderes. Der Regen begann zu fallen, immer schwerer, und bald würden vielleicht die Pferde kommen, und vielleicht würde man dann umkehren, vielleicht zum Schloss, und vielleicht gab es einen barmherzigen Gott, aber warum hast Du mir nie Dein Angesicht gezeigt und mir Führung und Rat gegeben und mir von Deiner Zeit gegeben, von Deiner Zeit, mir Zeit gegeben, und jetzt immer stärkerer eiskalter Regen.