Thomas Virnich
Mailänder Dom
Virnichs Arbeiten entstehen in einem experimentellen Prozess, der die vielfältigen Möglichkeiten erforscht, wie Skulpturen durch Vorgänge wie Dekonstruktion, Umkehrung und Kombination Gestalt annehmen. Der Künstler bietet dem Betrachter eine neue Sicht auf die Dinge: durch das Umstülpen der Skulpturen wird das Innere zum Äusseren, und umgekehrt, was eine besondere Wahrnehmungsweise der Arbeiten erzeugt. In der Galerie Buchmann Lugano wird die neue Skulptur Mailänder Dom aus glasierter Keramik gezeigt. Auch in diesem Fall dienen dem Künstler architektonische Formen und seine Italienreisen als Inspiration für eine persönliche Interpretation des Mailänder Doms, in der konkave und konvexe Formen eine ungewöhnliche Sicht auf das berühmte Bauwerk hervorbringen. Die Galerie Buchmann in Lugano zeigte im November 2016, das Werk Mailänder Dom des deutschen Künstlers Thomas Virnich
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1. Mailänder Dom
Auf meiner Durchreise von Florenz über Mailand nach Zürich erwarb ich in den 90-iger Jahren 1 hölzernes Mailänder Dom Modell.
- Thomas virnich künstler augsburger allgemeine
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Thomas Virnich Künstler Augsburger Allgemeine
Je nachdem, von welcher Seite man ihn ansieht, scheint der Petersdom auseinanderzulaufen und über die Kante des Schrankes zu brechen. Oder, von der anderen Seite betrachtet, in sich zusammenzufallen. Aber egal, aus welcher Perspektive man draufschaut, der Petersdom ist aus der Form geraten. Ein desolater Zustand, der auch die anderen Gotteshäuser in Thomas Virnichs Atelier erfasst hat: Die Kirche auf dem Tisch sieht zerrissen aus. Die Öffnungen zeigen die Umrisse von Figuren. Die Mauern sind zerbrechlich, das Kreuz auf dem Kirchturm hängt schief. Das Gotteshaus scheint sich aufzulösen. Hat der Künstler hier etwa den Umbruch, in dem die katholische Kirche gerade steckt, dargestellt? Die Antwort ist: nein. Die Kirche sei sein Zuhause, sagt Virnich. Auch wenn er kein Kirchgänger ist. "Ich sehe die Kirche absolut kritisch", sagt er. Aber Kirchengebäude faszinieren ihn einfach. Viele berühmte Kirchen hat er in seinem Atelier, einer ehemaligen Schule, stehen, liegen und hängen. Den Kölner Dom zum Beispiel, der am ersten Septemberwochenende anlässlich der "Tage der Kunst" im "Schwalmtaldom" zu sehen sein wird.
Thomas Virnich Künstler Zeichenbedarf
Den Bildhauer Thomas Virnich beschäftigen Ummantelung und Zentrum, Verschalung und Abguss, Wölbung und Höhlung, Außen und Innen, Auseinandernehmen und Zusammenfügen. Das aus 31 Einzelteilen bestehende "Rad II" entstand sowohl in Aachen, als auch während des Aufenthalts des Künstlers als Preisträger der Villa Romana in Florenz. Einzelne Elemente sind aus dem scheinbar ursprünglichen, ehedem kreisförmig als Spirale von innen nach außen zusammengesteckten Ganzen ähnlich dreidimensionalen Puzzleteilen herausgebrochen. Sie liegen wie zersplitterte Formen am Boden, wo sie immer wieder anders zusammengestellt werden können. Die große Form wirkt wie von einer außerplanetaren Kraft zerborsten. Der Blick ins Innere, auf die Strukturen, erweckt dennoch den Eindruck des Morbiden, so als handele es sich um Relikte oder Fundstücke aus der Vergangenheit. Das Weiß der bemalten, ummantelnden (Well-)Pappe und des Halt gebenden groben Leinens wechselt sich ab mit dem Ockerton des Natur belassenen, vielfach geritzten Holzes und mit dem nun lehmfarben bemalten, auf Distanz kaum sichtbar eingearbeiteten Stoff und Papier.
Kopfüber wird er von der Decke hängen, die Spitzen nach unten zum Boden gerichtet. Oder der Mailänder Dom, der in zwei Ausführungen in Garten und Hof von Virnichs Atelier stehen: Einmal in weiß mit schwarzen Konturen und einmal in einer rein weißen Version. Jeweils in zwei Teile ist Virnichs Dom geteilt, zwischen denen nur ein Spalt ist. Aber anders als zum Beispiel die Frauenkirche, die ebenfalls durch einen tiefen Spalt getrennt wird, scheinen die Mauern des Mailänder Doms auf einem festen Fundament zu stehen. Die Frauenkirche dagegen scheint in der Sommersonne zu schmelzen. Der Versuch, den Verfall aufzuhalten, und die Neu-Entstehung der Kirche
"Ich suche beides: den Versuch, den Verfall aufzuhalten, und die Neu-Entstehung der Kirche", sagt Virnich. Nicht nur den alten Gotteshäusern wendet er sich zu. Auch mit der Sagrada Família, dem unvollendeten Kirchenbau von Antoni Gaudí in Barcelona, hat er sich in einer Arbeit beschäftigt. "Ich versuche, mich zurückzuhalten, das klappt aber nicht.