Biedermann und die Brandstifter – Dortmunder Sprechchor, Ekkehard Freye, Alexandra Sinelnikova, Frauke Becker Foto: B. Hupfeld
Als die beiden Brandstifter schon das Benzin im Haus haben und sehr ungeniert darüber reden, hat Gottlieb Biedermann endlich Angst. In diesem Augenblick kommt die Gesellschaft, um sie zu warnen (ein großartiger Auftritt des Dortmunder Sprechchores), wird aber von Biedermann weggeschickt. Er versucht, die Brandstifter mit einem Gänseessen milde zu stimmen. Er hofft, dass wenn sie Freunde werden, die Brandstifter vielleicht nur das Nebenhaus anstecken und er kommt mit heiler Haut davon. Die Inszenierung von Gordon Kämmerer lässt uns zusehen, wie Gesellschaften offenen Auges in ihr Unheil rennen. Die Brandstifter, die sich in dieser Welt einnisten, tun dies mit großem Geschick und wenig Skrupeln. Wiedereröffnung des Dortmunder Schauspielhauses mit „Biedermann und die Brandstifter / Fahrenheit 451“ - Nordstadtblogger. "Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste: Sentimentalität. Aber die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand. "
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Theater Dortmund Fahrenheit 14
Der Dortmunder Sprechchor ist das 17. Ensemblemitglied im Schauspiel. Seit Mai 2011 proben annähernd 100 Dortmunder Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit unterschiedlichen Regisseuren, zunächst unter Federführung der Dramaturgen Alexander Kerlin und Thorsten Bihegue, wöchentlich für verschiedene Stücke und Projekte. Nachdem der Chor in der Spielzeit 2011/12 gleich in vier Produktionen aus dem Repertoire beteiligt war ( Antigone von Sophokles, Der Meister und Margarita nach Michail Bulgakow, Lessings Gespenster nach Nathan der Weise und Leonce und Lena von Georg Büchner) folgte im Sommer 2013 das erste abendfüllende Stück, für das der Sprechchor zum ersten Mal als Protagonist auf der Studiobühne stand: Das phantastische Leben der Margot Maria Rakete. Mit insgesamt achtzehn ausverkauften Vorstellungen war die Rakete eines der Kultstücke am Schauspiel Dortmund in den letzten Jahren. „Biedermann und die Brandstifter / Fahrenheit 451“ im Theater Dortmund. Darüber hinaus wirkte der Chor in Mightysociety - Die Restposten mit und machte mit einem Flashmob-Auftritt in der Dortmunder Shopping-Mall Thier Galerie von sich reden (Einen Zusammenschnitt des Auftritts finden Sie unter).
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Dauer: 2 Stunden 20 Minuten, keine Pause. Kritikenrundschau
"Drehbühne, Unterbühne, zwei Windmaschinen, magische Momente im Regen – das ist Vorsprung durch (Bühnen-) Technik, " schreibt Bettina Jäger in den RuhrNachrichten (17. 12. 2017). "Der Funke springt über an einem sehenswerten Doppelabend, in dem es um Feuer geht. " Die Verknüpfung des Max-Frisch-Stücks mit dem Ray-Bradbury-Stoff funktioniert aus Sicht der Kritikerin "verblüffend gut". Ihr Fazit:" 140 spannende Minuten, die uns Bürger mahnen, uns rechtzeitig zu engagieren, und die trotzdem Spaß machen. Der moralische Zeigefinger taucht dabei nicht auf. Auch das ist ein Kunststück. " "Es ist sicher eine der besten Ideen des Regisseurs, den Brandstifter bei Frisch nun als obersten Bücherverbrenner bei Bradbury zu präsentieren", schreibt Arnold Hohmann in der WAZ (18. 2017) (und leider auch den Namen des Regisseurs penetrant falsch! Theater dortmund fahrenheit 14. ). " Doch wenn es dann an das Schicksal des armen Montag gehe, werde plötzlich eine Bedeutsamkeit beschworen, die wüst über Bradburys Roman herausragen möchte.
Der Zuschauer wird Zeuge davon, wie so der Punkt verpasst wird, an dem sich ein fataler Ausgang (eventuell) noch hätte abwenden lassen. "Wegsehen ist Mittun! " resümiert Regisseur Kämmerer. Während in den "Brandstiftern" zu sehen ist, wie die Protagonisten nach dem Sankt-Florian-Prinzip in ihr eigenes Unglück schlittern, stellt "Fahrenheit 451" die Situation in einer gleichgeschalteten Gesellschaft dar, die sich aus der Passivität von Vermeidungshaltungen ergeben hat. Theater dortmund fahrenheit distance. Das monochrome Bühnenbild, von Matthias Koch gestaltet, zeigt zuerst die Wohnung der Familie Biedermann, um sich im zweiten Teil zu versenken und sinnbildlich für dessen zentrale Aussage zu figurieren – die Verlorenheit des Einzelnen in einer gleichgeschaltet-entfremdeten Gesellschaft. Täter werden zu Opfern und umgekehrt: Grenzen verfließen
"Fahrenheit 451" wird von Regisseur Kämmerer und Dramaturgin Schulz als Folge des Nichttuns gesehen und inszeniert. Die Brandstifter nisten sich in die Keimzelle der Gesellschaft ein, um eine neue Welt zu schaffen.