Es war einmal – damals eben. Auf die Gegenwart des Dichters lässt dieses reinste Präteritum keinen Schluss zu. Welche Bedeutung solche Beschwörungen der Kindheit für Peter Huchel besaßen, wird besonders deutlich, wenn man das Gedicht im Gefüge des Bandes Chausseen Chausseen betrachtet, in dem es 1963 erschien – im West-Verlag S. Fischer, denn Huchel war bei den DDR-Kulturoberen in Ungnade gefallen und lebte als Gefangener im eigenen Haus, bis er 1971 endlich ausreisen durfte. Unter den Gedichten des Bandes ist "Damals" eines der wenigen, die überhaupt noch auf den Reim vertrauen. Zu den immer skeptischeren, lyrisch kargen Visionen einer vom Krieg zerrütteten Welt mochte der alte Wohlklang nicht mehr passen; mit Emphase "mein" zu sagen war nur der tiefsten Erinnerung möglich. Sucht man heute nach Huchels Kindheitsparadies, findet man Orte, die jenseits des Berliner Autobahnrings noch immer etwas von der Zeit Vergessenes haben. Was Huchel in ihnen sehen konnte, steht in seinen Gedichten, nirgends aber so leuchtend wie in "Damals".
Damals Von Peter Huchel 2
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Vereins
Freundeskreis Literaturhaus Heidelberg e. V.
sprach Dr. Matthias Weichelt, Berlin, über
Peter Huchel und die Zeitschrift »Sinn und Form«
am Donnerstag, den 25. Juli 2019 um 19. 00 Uhr im Museum Haus Cajeth
Wolf Biermann lernte von Peter Huchel (1903–1981) das » Schweigen zwischen den Worten « und widmete ihm mit » Ermutigung « sein berühmtestes Lied. Joseph Brodsky erkannte an seinem Gesicht, dass er einen wirklichen Dichter vor sich hatte. Und Marcel Reich-Ranicki zählte ihn zu den ganz großen Lyrikern des 20. Jahrhunderts: Peter Huchels Erscheinung hinterließ Eindruck bei denen, die ihm begegneten, die Wirkung seiner Verse auf Leser und Autoren ist ungebrochen. Dass sie nichts von ihrer Kraft verloren haben, verdankt sich Huchels Treue zu seinen Anfängen, zu Mensch, Natur und Landschaft seiner märkischen Heimat. Dort wächst er auf dem Gutshof der Großeltern auf, dorthin kehrt er nach Jahren in Paris, Wien und Berlin, nach Krieg und Gefangenschaft zurück und begründet als Chefredakteur den legendären Ruf der Zeitschrift » Sinn und Form «, des » geheimen Journals der Nation « ( Walter Jens).
Damals Von Peter Huchel Funeral
Foto © Roger Melis
* 03. 04. 1903, Berlin, Deutschland † 30. 1981, Staufen im Breisgau, Deutschland
Peter Huchel, als Helmut Huchel geboren am 3. April 1903 in Groß-Lichterfelde bei Berlin, zählte Joseph Brodsky zu den bedeutendsten deutschen Lyriker der Nachkriegszeit, neben Gottfried Benn. Aufgrund einer Lungenkrankheit der Mutter wächst Huchel auf dem Bauernhof seines Großvaters im Dorf Alt-Langerwisch in der Mark Brandenburg auf. Nach dem Umzug der Eltern nach Potsdam besucht er das dortige Gymnasium und studiert in den Jahren 1923 bis 1926 Literatur und Philosophie in Berlin, Freiburg im Breisgau und Wien. Ab 1927 unternimmt er ausgedehnte Reisen durch Frankreich, schlägt sich in Paris als Übersetzer durch und arbeitet ein Jahr auf einem Bauernhof in Grenoble. Im Jahr 1930, in dem er den Vornamen Peter annimmt, schließt er - noch in Frankreich - Freundschaft mit dem Philosophen Ernst Bloch, lernt den russischen Lyriker Jessenin kennen, dessen Verse er ins Französische überträgt, heiratet Dora Lassel und bereist Rumänien, Ungarn und die Türkei.
Damals Von Peter Huchel Berlin
Peter Huchel versucht in seinem Gedicht die Geschichte eines Menschen zu erzählen, der sich durch den Mond an vergangene, schönere Tage zu erinnern versucht, die er im Einklang mit der Natur verbrachte. Entscheidend ist das Motiv der Sternenreuse, das für das lyrische Ich die Verbindung mit Wasser, einer magischen Welt und dem All darstellt. Die Beständigkeit des Mondes wird also der Vergänglichkeit des Momentes gegenübergestellt. Das Gedicht entstand in einer Zeit, in der man sich den Anforderungen und Zwängen der sozialen Literaturpolitik in der DDR entziehen wollte. So war für viele Lyriker die Flucht in die Natur und in die Naturlyrik ein Ausweg.
Norbert Hummelt, aus Marcel Reich-Ranicki (Hrsg. ): Frankfurter Anthologie. Vierunddreißigster Band, Insel Verlag, 2011
Die beliebte MDR Sendung Damals war's geht das erste Mal in Ihrer TV-Geschichte live auf Sendung. Am Samstag, den 11. Juni um 20:15 Uhr begrüßt Wolfgang Lippert die Zuschauer diesmal nicht aus dem Studio 3 in Leipzig, sondern aus dem Erzgebirge. Im Kurpark in Aue-Bad Schlema geht unser beliebter Moderator mit den Gästen Katrin Weber, Bell, Book & Candle, Jasmin Wagner - ehemals "Blümchen", Bürger Lars Dietrich und Olympiasieger Lars Riedel auf eine Zeitreise durch die spannenden und ereignisreichen 90er Jahre. Und das diesmal XXL! In 120 Live-Minuten erleben die Zuschauer die größten Hits, den heißesten Klatsch und Tratsch, die wichtigsten Trends und die ganz großen Momente eines Jahrzehnts. Und natürlich kann auch in dieser Damals war's Sendung wieder mitgeraten werden. Die bei unzähligen Zuschauer beliebte Sendung zeigt sich zudem in einem neuen modernen Gewand. Es gibt viele Live-Überraschungen und natürlich auch wieder etwas zu gewinnen.