Der Tod der Geliebten von Rainer Maria Rilke
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Er wußte nur vom Tod, was alle wissen:
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daß er uns nimmt und in das Stumme stößt. 3
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
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nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,
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hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
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und als er fühlte, daß sie drüben nun
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wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
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und ihre Weise wohlzutun:
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da wurden ihm die Toten so bekannt,
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als wäre er durch sie mit einem jeden
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ganz nah verwandt; er ließ die andern reden
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und glaubte nicht und nannte jenes Land
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das gutgelegene, das immersüße —. 14
Und tastete es ab für ihre Füße. Arbeitsblatt zum Gedicht PDF (24. 1 KB)
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Der Tod Der Geliebten Rilke Interprétation Svp
In meinem neuesten Video für "Selmas Poesiealbum" bespreche ich ein Sonett von Rainer Maria Rilke: Der Tod der Geliebten. Ein anrührendes, zartes Gedicht von der Liebe über den Tod hinaus.
Der Tod Der Geliebten Rilke Interprétation Des Résultats
Symbolbild: Trauer, Tod
Von Rainer Maria Rilke. Der Tod der Geliebten
Er wusste nur vom Tod, was alle wissen:
dass er uns nimmt und in das Stumme stößt. Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,
hinüberglitt zu unbekannten Schatten
und als er fühlte, dass sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:
Da wurden ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt; er ließ die andern reden
und glaube nicht und nannte jenes Land
das gutgelegene, das immersüße –
und tastete es ab für ihre Füße. Symbolbild: Trauer, Tod
Der Tod Der Geliebten Rilke Interpretation
Textdaten
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Autor:
Illustrator:
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Titel:
Der Tod der Geliebten
Untertitel:
aus:
Der neuen Gedichte anderer Teil, S. 8
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum:
1918
Verlag:
Insel-Verlag
Drucker:
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Erscheinungsort:
Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle:
Österreichische Nationalbibliothek
Kurzbeschreibung:
Artikel in der Wikipedia
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[ 8] DER TOD DER GELIEBTEN
Er wußte nur vom Tod, was alle wissen:
daß er uns nimmt und in das Stumme stößt. Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,
5 hinüberglitt zu unbekannten Schatten, und als er fühlte, daß sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:
da wurden ihm die Toten so bekannt,
10 als wäre er durch sie mit einem jeden ganz nah verwandt; er ließ die andern reden
und glaubte nicht und nannte jenes Land
das gutgelegene, das immersüße —.
Der Tod Der Geliebten Rilke Interprétation De Vos Courbes
4/5). In der zweiten Strophe wird das Theatermotiv deutlich. Die Menschen spielen das Spiel des Lebens (Z. 6) und der Tod hat die Rolle des Bösen ("nicht gefällt" Z. 8), während der Mensch versucht sich so gut wie möglich darzustellen (Z. 8) Die Inversion 3 der beiden Zeilen 7 und 8 stellt die vereinfachte Denkstruktur der "Rollenspieler" da: Der Mensch sorgt, dass er gefällt. (Z. 7) Er ist der Gute. Und der Tod gefällt nicht. Er ist "böse". 8) Ein einfaches Schwarz-Weiß-Spiel. Hier wird sehr klar gezeigt, dass die Rolle des Bösen unbeliebt ist. Jeder strebt nur nach der idealen Darstellung, der beliebten Rolle im Leben, so wie die Menschen sich meist in der Gesellschaft versuchen ideal darzustellen. Dass diese Oberflächlichkeit sogar sehr bedeutend sein muss, zeigt sich dadurch, dass wir uns darum "sorgen" (Z. 7). Es heißt aber auch, dass der Mensch Wandelbar ist in seiner Gegebenheit, denn es gibt viele "Rollen" (Z. 6). Der Tod dagegen ist eine unveränderbare Tatsache. Er ist im Gegensatz zu dem Lebensspiel der Menschen, das verändert wird bis es "gefällt", auf jeden Fall die "Wirklichkeit", eine Wahrheit.
Der Tod Der Geliebten Rilke Interprétation Des Rêves
Er wußte nur vom Tod was alle wissen:
daß er uns nimmt und in das Stumme stößt. Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,
hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, daß sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:
da wurden ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt; er ließ die andern reden
und glaubte nicht und nannte jenes Land
das gutgelegene, das immersüße -
Und tastete es ab für ihre Füße.
Moderatoren: Thilo, stilz
e. u.
Beiträge: 320 Registriert: 5. Jun 2003, 10:29
Beitrag
von e. u. » 9. Nov 2003, 09:44
Ivermute nicht, dass das Ich stirbt. 'Er' "fühlte" nur das Totenland (aber nun nicht als fremd und feindlich, wie es "alle" wussten). Aber jetzt anders als die meisten Menschen als "gutgelegen" und "immersüß". Seine neue Vorstellung vom Tod und von den Verstorbenen ist sicher positiv ("Mädchenlächeln"), und sein Versuch ist eher der einer Exploration, zu erahnen, erfahren, wie dieses Land ist. Er will den Weg zu bereiten für die Geliebte. D. h. er will ihr schon voraus sein im "Fühlen" dieses Lands. Nicht ganz logisch, meine ich, aber durchaus in Rilkes Konzept vom 'Überholen' von Verlusten. Doch dazu gibt's eine Menge Forschungsliteratur. gliwi
Beiträge: 941 Registriert: 11. Nov 2002, 23:33
Wohnort: Ba-Wü
von gliwi » 9. Nov 2003, 18:17
Habe es auch so empfunden: Es ist kein Sterben, sondern das Gewinnen einer neuen und vom Allgemeinen entfernten Ansicht über das "Drüben".