Nackt ist nicht gleich nackt
| 21. Januar 2021, 11:19 Uhr
Eigentlich könnte man meinen, dass "textilfrei" gleichbedeutend ist mit Freikörperkultur. Dabei gibt es da einen Unterschied. TRAVELBOOK erklärt ihn. In vielen Spas werden Gäste explizit dazu angehalten, in den Saunen und teilweise auch in den Becken keine Kleidung zu tragen. Doch in einigen Spas soll außerhalb der textilfreien Bereiche, etwa der Saunen und Pools, ein Bademantel getragen werden. Denn textilfreie Zonen seien nicht gleich ein Grund, überall auf Kleidung zu verzichten. Also: ist textilfrei nicht gleich FKK? Zumindest in der Gesellschaft gibt es laut Jörg Schmidt, Sprecher des Landesverbands Freikörperkultur Berlin Brandenburg e. V., eine klare Abgrenzung. Nackt im Garten - FKK-Dame Cornelia lässt ihre Hüllen fallen | krone.at. "FKK wird meistenteils mit Swingerclubs, wildem Sex und Ähnlichem assoziiert. Nacktheit ist in unserer Gesellschaft nach wie vor kein natürlicher Zustand und wird häufig noch als unanständig angesehen", sagt Schmidt zu TRAVELBOOK. Textilfrei und FKK bedeutet zwar, dass man in beiden Fällen nackt ist – doch wo das eine möglich ist, muss das andere nicht erwünscht sein Foto: Getty Images Textilfrei und FKK – eine Frage der Definition
"Die Bekleidung ist auf dem Vormarsch", glaubt Hans-Jürgen Gensow vom Deutschen Sauna-Bund.
Nackt Im Garten - Fkk-Dame Cornelia Lässt Ihre Hüllen Fallen | Krone.At
Vielmehr soll mit zunehmender Gewöhnung ein Gefühl von Verbundenheit, Entgrenzung und Freisein entstehen. Der Körper wird hier nicht inszeniert. Physische Unzulänglichkeiten, Körperformen oder Behaarungen sind den Nudisten egal. Im Grunde wird hier die radikalste Form der Selbstakzeptanz und Body Positivity betrieben. Gregor Gysi, Präsident der Europäischen Linken, drückte das in einer Äußerung zum Thema so aus: "FKK steht für Selbstbewusstsein und den Ausbruch aus gesellschaftlichen Zwängen. Das ist wichtig und förderungswürdig. " ©istock/tupikov
Die führenden FKK-Länder: Deutschland, Österreich und Italien
In konservativ, puritanisch oder religiös geprägten Ländern wie Polen, Großbritannien oder der Türkei ist das Zeigen von nackter Haut stark tabuisiert. Dafür hat es in anderen Ländern einen hohen Akzeptanzgrad innerhalb der Bevölkerung. Die drei führenden Nationen in Sachen Freikörperkultur sind Umfragen zufolge Österreich, Deutschland und Italien. In Österreich können sich satte 76 Prozent der StrandbesucherInnen vorstellen, völlig ohne Textil zu baden und zu sonnen.
Schon wenig später waren auch Berlin und Umgebung sowie die Strände an Nord- und Ostsee von der neuen Bewegung erfasst. 1920 wurde auf Sylt der erste offizielle Nacktbadestrand eröffnet und symbolisierte die rasant wachsende Popularität der Freikörperkultur. Das Ende der Kaiserzeit bedeutete auch das Auflockern von Moralität und Konservatismus. Es war die Zeit der Goldenen Zwanzigerjahre, die von Hedonismus, Experimentierlust und sozialer Unkonventionalität geprägt waren. Am Motzener See, in der Nähe von Berlin, entstand ein erstes großes Zentrum des Nudimus. Hier trafen sich Schriftsteller, Schauspieler, Sänger und andere Künstler mit Angehörigen aller anderen Schichten und Milieus im Adamskostüm und zelebrierten damit eine klassenlose Gesellschaft. ©istock/OcusFocus
FKK-Land DDR
Die Machtübernahme der Nazis beendete die Aktivitäten diverser Lebensreform-Bewegungen abrupt. Erst in den Kriegsjahren entdeckten die völkischen Ideologen die Freikörperkultur als besonderes Mittel für die "rassische, gesundheitliche und sittliche Hebung der Volkskraft".